Hunde kastrieren: Das müssen Sie wissen
Eine Kastration sollte bei Hunden nur in Erwägung gezogen werden, wenn es medizinisch notwendig ist, beispielsweise zur Behandlung bestimmter Erkrankungen oder Verhaltensprobleme. Die Entscheidung für eine Kastration sollte sorgfältig abgewogen werden, unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und des Gesundheitszustands Ihres Hundes. Es ist wichtig, sich vorab umfassend zu informieren und eine fundierte Entscheidung gemeinsam mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt zu treffen. Allerdings gilt es vor der Entscheidung für eine Kastration einige Faktoren zu beachten.
Article
Kastration oder Sterilisation – was ist der Unterschied?
Es ist eine weit verbreitete Annahme unter Hundehalter*innen: Hündinnen werden sterilisiert und Rüden kastriert. Das ist so allerdings nicht richtig, denn die jeweiligen Maßnahmen können bei beiden Geschlechtern getroffen werden, sprich: Sowohl eine Hündin als auch ein Rüde können kastriert und sterilisiert werden.
Bei einer Sterilisation werden der Samen- bzw. Eileiter abgebunden oder durchtrennt. Allerdings produzieren die Tiere auch nach dem Eingriff noch Sexualhormone und auch der Sexualtrieb bleibt erhalten.
Bei einer Kastration entfernt man die Keimdrüsen. Anschließend gibt es keine Produktion von Sexualhormonen mehr und der Sexualtrieb ist kaum noch vorhanden.
Sterilisationen im Sinne der obigen Definition führt man in Deutschland, Österreich und in der Schweiz nicht mehr durch. Stattdessen kastriert man Tiere, um sie unfruchtbar zu machen.
Wie hoch sind die Kosten für eine Kastration beim Hund?
Die Kosten für eine Kastration beim Hund variieren je nach Aufwand und Gebühren der Tierklinik. Sie richten sich nach der Gebührenordnung für Tierärzte und können zusätzlich durch Ausgaben für die Nachsorge, wie Kontrolluntersuchungen, Medikamente und Leckschutz, beeinflusst werden.
Gut zu wissen: Die meisten OP-Versicherungen für Hunde decken die Kosten für Kastrationen nicht ab.
Kastration Ihres Hundes: Was sind die Vorteile?
Vorteile der Kastration von Hündinnen:
Stoppt ihre Läufigkeitszyklen, die Blutung und das damit verbundene unruhige Verhalten.
Verhindert unerwünschte Würfe.
Reduziert das Risiko von Gebärmutterinfektionen und bestimmter Tumoren, einschließlich in den Milchdrüsen, den Eierstöcken und der Gebärmutter.
Hält Rüden davon ab, Ihre Hündin zu belästigen und in Ihrem Garten zu markieren (oder zu urinieren), wenn sie läufig ist.
Vorteile der Kastration eines Rüden:
Sollte Kämpfe und aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden reduzieren.
Reduziert das Aufreitverhalten.
Verringert das Risiko, dass Ihr Rüde wegen läufiger Hündinnen wegläuft.
Verhindert unerwünschte Würfe.
Die Vorteile einer Sterilisation für deinen Hund
Ob bei Rüden oder Hündinnen, die Sterilisation erfolgt unter Vollnarkose, was immer ein Risiko birgt, wenn auch ein geringes.
Vor allem bei Rüden, aber auch bei Hündinnen, ist die größte Folge einer Kastration die Gewichtszunahme.
Fettleibigkeit kann bei Hunden zu gesundheitlichen Problemen führen, ganz zu schweigen von der Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Der Stoffwechsel von sterilisierten Hunden verändert sich und sie neigen dazu, mehr zu fressen, während ihr Energiebedarf um mehr als 30 % sinkt.
Veränderungen können schnell passieren, daher ist es wichtig, mit einem speziell angepassten Futter für deinen frisch sterilisierten Hund vorbereitet zu sein. Ob männlich oder weiblich, dein Hund wird deine Hilfe benötigen, um nach der Sterilisation ein gesundes Gewicht für sein langfristiges Wohlbefinden zu halten.
Ab wann bzw. in welchem Alter können Hunde kastriert werden?
Einen Hund sollte man unabhängig von seinem Alter kastrieren lassen, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Beachten Sie, dass es bei einer Frühkastration zur Unterentwicklung des Geistes und der äußeren Geschlechtsorgane kommen kann.
Der Zeitpunkt der Pubertät variiert bei Hunden sehr stark, beginnt aber meist zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat. So ist das optimale Alter für die Kastration eines Jack Russell möglicherweise nicht das gleiche wie für eine Deutsche Dogge. Der richtige Zeitpunkt für eine Kastration ist dann gegeben, wenn eine medizinische Begründung vorliegt.
Für Hündinnen gilt:
Für die Kastration einer Hündin muss eine medizinische Indikation vorliegen und Sie sollten den Abschluss der Geschlechtsreife abwarten. Die Läufigkeit von Hündinnen beginnt je nach Rasse zwischen sechs Monaten und einem Jahr, bei einigen Rassen auch später. Der ideale Zeitpunkt für das Kastrieren liegt zwischen den Läufigkeiten, denn in dieser hormonellen Ruhephase besteht das geringste Operationsrisiko.
Eine Ausnahme stellen natürlich medizinische Notfälle dar, die eine sofortige Operation notwendig machen: Dazu gehören unter anderem Pyometra, Gebärmutterentzündung oder Tumore an Hoden oder Eierstöcken.
Was muss ich beachten, nachdem mein Hund kastriert wurde?
1. Ernährung
Eine speziell entwickelte Nahrung für kastrierte Hunde – mit weniger Fett, mehr Ballaststoffen für Sättigung, mehr Protein zur Erhaltung der Muskeln und L-Carnitin, ein Nährstoff zur Unterstützung des Fettstoffwechsels – wird Ihnen helfen, die Gesundheit Ihres Haustiers nach der Kastration aufrechtzuerhalten. Sie sollten Ihren Hund so schnell wie möglich nach der Operation mit einer geeigneten Nahrung füttern, da der Energiebedarf nach der Kastration sinkt und sich der Stoffwechsel verlangsamt.
2. Körperliche Aktivität
Ihr Hund wird sich in den Tagen nach der Operation wahrscheinlich schläfrig fühlen. Fragen Sie Ihren Tierarzt oder Ihre Tierärztin, ab wann Sie die körperliche Aktivität Ihres Hundes wieder anregen sollen, um seine Gesundheit und sein angemessenes Gewicht zu erhalten.
3. Gewicht beobachten
Achten Sie genau auf das Gewicht Ihres Hundes, um sicherzustellen, dass er nicht deutlich zunimmt. Wenn Sie Bedenken haben, wenden Sie sich an die Tierarztpraxis: Dort ist man bestens informiert über Ihren Hund und steht Ihnen für Ratschläge und Unterstützung zur Seite.
Hund kastrieren lassen: So ist der Ablauf
Das Kastrieren eines Hundes ist zwar ein gängiges Verfahren. Aber operative Eingriffe wie dieser sind immer auch mit Risiken verbunden. Es ist gut, darauf vorbereitet zu sein, um den Tag des Eingriffs für Ihren Hund und Sie so stressfrei wie möglich zu gestalten.
Die Operation findet unter Vollnarkose statt. Stellen Sie sicher, dass Sie den Eingriff für einen Tag planen, an dem Sie Ihren Hund morgens zur Tierarztpraxis bringen und später am Tag abholen können.
Gut zu wissen: Ihr Haustier muss nüchtern zum OP-Termin kommen. Das heißt: Ihr Hund darf für 12 Stunden vor der Operation kein Futter zu sich nehmen. Vor der Narkose sollten Sie mit der Fellnase eine ruhige Gassirunde drehen, um Darm und Blase zu entleeren.
Sobald Ihr Hund nach der Operation aufwacht, wird er wahrscheinlich ein wenig schläfrig sein. Stellen Sie sicher, dass er sich zu Hause für ein paar Tage in einer ruhigen Umgebung ausruhen kann, um sich zu erholen. Ihre Tierarztpraxis kann Ihnen eine Halskrause zur Verfügung stellen, um zu verhindern, dass Ihr Hund die Wunde leckt oder reizt.
Ihr Haustier kann nach der Operation fressen und trinken. Aber seien Sie nicht überrascht, wenn Ihr Tier keinen großen Appetit hat. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt schickt Sie mit klaren Anweisungen nach Hause, was Ihr Hund wann fressen darf.
Welche negative Folgen kann eine Kastration haben?
Neben einigen Vorteilen kann eine Kastration von Tieren natürlich auch Nachteile mit sich bringen. So beeinflusst die Reduktion des Testosteronspiegels nicht direkt den Bewegungsdrang und das Temperament eines Hundes. Es ist also nicht sicher, dass er unerwünschtes Verhalten wie ständiges Bellen nach der Operation einstellt. Kastrierte Tiere haben nach dem Eingriff auch einen niedrigeren Energiebedarf: Sie neigen stärker zu Übergewicht und ihre Ernährung sollte angepasst werden.
Sprechen Sie mit Ihrer Praxis, wenn Sie Fragen dazu haben, wie die Kastration das Verhalten Ihres Hundes langfristig verändern könnte.
Sollte ich meinen Hund chirurgisch kastrieren oder chippen lassen?
Da die chirurgische Kastration ein irreversibler Eingriff ist, muss sie immer medizinisch gerechtfertigt sein. Unterdessen bleibt der Wunsch von Halter*innen auf Besserung von Revier- und Aggressionsverhalten eines Hundes meist unerfüllt. Denn in der Regel kann sich höchstens sexuell motiviertes Verhalten "bessern".
Eine – umstrittene und selten praktizierte – Alternative ist die chemische Kastration für Rüden (die auch für Hündinnen vor ihrer Geschlechtsreife zugelassen ist).
Bei diesem temporären und nicht endgültigen Verfahren implantiert man einen Chip mit dem Wirkstoff Deslorelin in der Regel zwischen Schulterblättern oder im Nabelbereich des Tieres. Deslorelin senkt die Libido und den Testosteronspiegel und führt damit zur vorübergehenden Unfruchtbarkeit, sodass eine Fortpflanzung für 6 bis 14 Monate nicht mehr möglich ist. Seine volle Wirksamkeit entfaltet der Stoff im Zeitraum von 6 Wochen, während die Wirkungsdauer variieren kann.
Die chemische Kastration gilt als "Testlauf" bzw. als "Kastration auf Probe". Man evaluiert im Rahmen des Verfahrens, ob der gewünschte Effekt eingetreten ist oder nicht.
Like & teile diese Seite