So beugen Sie Trennungsangst nach dem Lockdown vor

Trennungsangst bei Hunden kann viele Ursachen haben, und die veränderten Tagesabläufe während der Corona-Pandemie können das Risiko erhöhen, dass Ihr Hund Trennungsangst entwickelt.
Jack Russel Terrier looking out of a window

Wenn Sie während des Lockdowns viel Zeit zu Hause verbracht haben, wird Ihr Hund das zweifelslos genossen und sich an Ihre Nähe gewöhnt haben. Das trifft besonders dann zu, wenn Ihr Hund erst während oder kurz vor dem Lockdown als Welpe zu Ihnen gekommen ist. In jedem Fall kann es eine Herausforderung werden, den Hund (wieder) an das Alleinsein zu Hause zu gewöhnen.

Manche Hunde können gut mit solchen Veränderungen umgehen, andere haben damit größere Schwierigkeiten. Führt das zu verstärkter Trennungsangst, so ist das für Tier und Halter gleichermaßen anstrengend.

 

Was ist Trennungsangst?

Von Trennungsangst spricht man, wenn Hunde es schlecht ertragen können, von ihrer Bezugsperson getrennt zu sein. Sie werden dann sehr unruhig und zeigen Ihre Nervosität auf unterschiedliche Art du Weise. Weiter unten finden Sie einige der Symptome, auf die Sie achten sollten.

Wie entsteht Trennungsangst bei Hunden?

Auch wenn Ihr Hund bisher keine Anzeichen von überzogener Trennungsangst gezeigt hat, kann Sie sich trotzdem jederzeit entwickeln. Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die sie auslösen können, und nicht immer ist es einfach, den hauptsächlichen Auslöser zu erkennen.

Plötzliche Veränderungen im Alltag, wie etwa ein Umzug, können bei vielen Hunden zu Unruhe führen. Das gilt zum Beispiel auch dann, wenn Ihr Hund sich während des Lockdowns daran gewöhnt hat, dass Sie viel zuhause sind und Sie dann wieder regelmäßig zur Arbeit gehen

So verlockend es sein mag, gerade jetzt viel Zeit mit Ihrem Hund zu verbringen, ist es trotzdem wichtig, eine langfristig vorhersehbare Routine einzuhalten. Eine beständige Routine, die Ihr Hund kennt und versteht, kann einen wichtigen Beitrag zur Stressreduzierung leisten.

Alexandra Moesta, Zertifizierter Verhaltensforscher, Royal Canin

Grundsätzlich gilt aber: Hat Ihr Hund bereits früher Anzeichen von Trennungsangst gezeigt, ist das Risiko größer, dass diese wieder auftreten. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, wie sich Veränderungen in Ihrem eigenen Leben auf Ihren Hund auswirken können.

Anzeichen von Trennungsangst bei Hunden

Um mögliche Trennungsängste frühzeitig zu erkennen, sollten Sie das Verhalten Ihres Hundes genau im Auge behalten. Manche Anzeichen können schon eine ganze Zeit bevor Sie das Haus verlassen auftreten. Um zu wissen, wie sich Ihr Hund während Ihrer Abwesenheit benimmt, können Sie die Installation einer Kamera in Erwägung ziehen.

 

Beispiele für typischen Anzeichen von Trennungangst bei Hunden:

Typical signs of separation anxiety in dogs illustration
  • Auffälliges Suchen Ihrer Nähe.
  • Will Sie beim Verlassen der Wohnung begleiten.
  • Bellen und Winseln während Sie die Wohnung verlassen und danach.
  • Warten bei der Tür, durch die Sie die Wohnung verlassen haben.
  • Unruhiges Verhalten und Herumlaufen während Ihrer Abwesenheit.
  • Zerstörerisches Verhalten in Ihrer Abwesenheit.
  • Ungewöhnliche Geräuschempfindlichkeit während Ihrer Abwesenheit.

         Zu den weniger eindeutigen Symptomen, die unter anderem auch Anzeichen von Trennungsangst sein           
         können, gehören:


  • Appetitlosigkeit
  • Vorübergehender Verlust der Stubenreinheit
  • Verstärktes Hecheln und Sabbern
  • Alle Arten von übertriebenem Verhalten wie Lecken, Kratzen etc.

         Manche dieser Anzeichen können auftreten, während Sie zuhause sind, verstärken sich aber dann in Ihrer               Abwesenheit deutlich.

Ihr Hund muss als bereits als Welpe lernen, von Ihnen getrennt zu sein. Lassen Sie ihn deshalb schon früh immer mal wieder für kurze Zeit allein. Für den Anfang reicht es, einfach in ein anderes Zimmer zu gehen.

Waltham Pet Care Science Institute

Wie hilft man einem Hund mit Trennungsangst? 

Der erste Schritt – Sprechen Sie mit einem Tierarzt

Wenn Sie Grund zur Annahme haben, dass Ihr Hund Trennungsangst hat, müssen Sie sich sofort darum kümmern. Nicht nur leidet Ihr Hund ganz erheblich darunter, es ist auch keine langfristige Lösung, dass Sie ständig zuhause bleiben.

Einige der Symptome von Trennungsangst können jedoch auch auf körperliche Erkrankungen hinweisen. Um das auszuschließen, sollten Sie als erstes tierärztlichen Rat einholen.

Was Ihr Tierarzt wissen muss:

Stellen Sie vor Ihrem Besuch eine Liste auf, welches ungewöhnliche Verhalten Ihr Hund gezeigt hat, und in welchem Zusammenhang. Falls Sie Videoaufnahmen von diesem Verhalten haben, ist das sicherlich auch hilfreich. 

  • Wie lange haben Sie Ihren Hund schon?
  • Wer ist üblicherweise zuhause, und wann?
  • Tritt das ungewöhnliche Verhalten beim Weggehen einer bestimmten Person auf oder nur, wenn der Hund ganz allein ist?
  • Gab es in letzter Zeit Veränderungen in Ihrem Tagesablauf?
  • Gab es größere Veränderungen wie einen Umzug?
  • Haben Sie noch andere Haustiere?
  • Stammt Ihr Hund aus dem Tierheim?
     

Trennungs-Training für Ihren Hund

Gerade bei Trennungsangst ist vorsorgliches Trainung immer effektiver als der Versuch einer nachträglichen Verhaltenskorrektur. Es gibt verschiedene Dinge, auf die Sie deshalb von Anfang an achten sollten, um Ihren Hund daran zu gewöhnen, dass Sie auch einmal für längere Zeit nicht zuhause sein werden. Diese Ansätze können auch dann noch helfen, wenn Ihr Hund bereits erste Anzeichen von Trennungsangst zeigt.

Schaffen Sie eine regelmäßige, vorhersehbare Routine

Während eines Lockdowns oder wenn Sie aus dem Home Office arbeiten, ist die Versuchung groß, besonders viel Zeit mit Ihrem Hund zu verbringen. Trotzdem sollten Sie unbedingt versuchen, Ihren bisherigen Tagesablauf so wenig wie möglich zu verändern. Wenn Sie wieder zu Ihren normalen Lebensgewohnheiten zurückkehren, wird es so Ihrem Hund leichter fallen, sich wieder umzustellen. Eine regelmäßige Routine, die für Ihren Hund vorhersehbar ist, verhindert unnötigen Stress.

Üben Sie das Alleinsein

Auch wenn Sie zuhause sind, sollten Sie Ihren Hund immer regelmäßig allein lassen – beispielsweise im Garten, in einem anderen Zimmer oder während Sie eine kurze Besorgung erledigen. Achten Sie nur darauf, dass Ihr Hund in dieser Zeit alles hat, was er zum Wohlfühlen braucht.

Beschäftigen Sie Ihren Hund in Ihrer Abwesenheit, etwa indem Sie Futter-Spielzeug verwenden oder Nahrung in der Wohnung verstecken.

Alexandra Moesta, Board Certified Veterinary Behaviourist, Researcher at Royal Canin

Ruhe beim Kommen und Gehen

Sowohl beim Verlassen der Wohnung als auch bei der Rückkehr sollten Sie ruhig und unaufgeregt bleiben. Wenn Sie selbst um das Kommen und Gehen kein großes Aufsehen machen, fällt es auch Ihrem Hund leichter zu verstehen, dass Ihre Abwesenheit kein Grund zur Sorge ist. Aufwändiges Verabschieden an der Tür wird hingegen mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass Ihr Hund sie danach umso mehr vermissen wird. Bei Ihrer Rückkehr sollten Sie Ihrem Hund ebenfalls nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken, dafür ist später noch Zeit genug.

Zuhause üben

Nutzen Sie die Zeit, die Sie zusätzlich zuhause verbringen, doch beispielsweise dafür, Ihren Hund an die Hundebox zu gewöhnen oder bringen Sie ich bei, auf Befehl zu seinem Liegeplatz zu gehen. Ganz allgemein sollten Sie darauf achten, ruhiges Verhalten entsprechend positiv zu verstärken. Loben oder belohnen Sie Ihren Hund, wenn er eine Zeitlang ruhig an seinem Platz gelegen hat.

Aktivität einplanen

Planen Sie wenn möglich körperliche Aktivitäten mit Ihrem Hund, bevor Sie ihn allein lassen. Wenn er etwas erschöpft ist fällt es ihm wahrscheinlich leichter, in Ihrer Abwesenheit zu entspannen.

Spaniel sitzt zu Hause auf einem Hundekissen

Bewegung kann dazu beitragen, die Stimmung zu verbessern und aufgestaute Energie zu verbrauchen. Nebenbei bemerkt wurde Bewegung auch mit einem höheren BDNF-Wert im Gehirn in Verbindung gebracht, was einer der vielen Gründe sein könnte, warum Bewegung so vorteilhaft ist.

Alexandra Moesta, Zertifizierter Verhaltensforscher, Royal Canin

BDNF (Brain-derived neurotrophic factor = Vom Gehirn stammender neurotropher Faktor) ist ein Protein, das in Bereichen des Gehirns vorkommt, die mit Stimmung, Emotionen und Kognition in Verbindung gebracht werden.

Suchen Sie Hilfe

Wenn Sie absehen können, dass sie bald wieder öfter außer Haus sein werden, sollten sie damit beginnen, den erneuten Wechsel im Tagesablauf für Ihren Hund vorzubereiten. Bauen Sie ein Netzwerk von Personen auf, die Sie dabei unterstützen können – z.B. Familie, Freunde, Hundespaziergänger oder Pflegestellen. Dabei ist wichtig, diese Hilfe bereits vor der geplanten Umstellung schrittweise in den Tagesablauf einzubauen, damit Ihr Hudn sich daran gewöhnen kann.

Wie lange sollten Sie Ihren Hund allein assen?

Wenn Ihr Hund unter Trennungsangst leidet oder Sie viel Zeit zu Hause mit ihm verbracht haben, sollten Sie die Umstellung mit möglichst eher kurzen Trennungszeiten einleiten. Es kann ein guter Anfang sein, das Alleinsein mit Ihren Hund zunächst zu üben, indem Sie innerhalb der Wohnung in einen anderen Raum gehen. Sobald Sie merken, dass Ihr Hund sich wohlfühlt, wenn er allein gelassen wird, können Sie die Abwesenheit allmählich verlängern. 

Wenn Ihr Arbeitgeber Hunde am Arbeitsplatz erlaubt, kann dies nützlich sein, um die Zeit, die Ihr Hund allein zu Hause verbringt, zu begrenzen. Es ist jedoch wichtig, Ihren Hund trotzdem darauf vorzubereiten, auch mal eine gewisse Zeit alleine zu sein.

 

Tips & Ideen

Mit den folgenden Ideen können Sie Ihrem Hund das Alleinsein womöglich erleichtern:

Geben Sie Ihrem Hund etwas zu tun

Damit Ihr Hund in Ihrer Abwesenheit etwas zu tun hat, können Sie ganz einfach Futter und Leckerchen in der Wohnung oder in Futter-Puzzles verstecken. Das trainiert das Gehirn und erlaubt Ihrem Hund, natürliche Verhaltensweisen auszuleben. Gewöhnen Sie Ihren Hund am besten durch gemeinsames Spielen an neue Futter-Puzzle, bevor Sie ihn damit alleine lassen.

Lassen Sie Ihren Geruch zurück

Legen Sie Ihrem Hund außer einem Spielzeug und vielleicht einem Snack auch ein Decke oder ein Kleidungsstück an seinen Lieblingsplatz, das Ihre Geruch trägt. Das kann ihm helfen, sich in Ihrer Abwesenheit besser zu fühlen.

Lassen Sie das Radio oder den Fernseher an

Viele Hunde fühlen sich viel wohler, wenn das Radio oder der Fernseher laufen, da Sie sich dann in der leeren Wohnung nicht so allein fühlen.

Die richtige Ernährung

Die Auswahl der richtigen Nahrung kann auch Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden Ihres Hundes haben. Stimmen Sie deshalb die Ernährung Ihres Hundes mit einem Tierarzt ab. Bei Nervosität kommt zum Beispiel ROYAL CANIN CALM in Betracht. Diese Trockennahrung ist ausschließlich auf tierärztliche Empfehlung hin erhältlich und enthält Nährstoffe wie Milch-Protein und Tryptophan, die eine beruhigende Wirkung auf das Gehirn haben können.

 

Fragen Sie um Rat

Wenn Ihr Hund Anzeichen von Trennungsangst zeigt, müssen Sie nicht alleine damit umgehen. Ihr Tierarzt wird Sie sicherlich beraten können und kann Sie an weitere Verhaltensspezialisten verweisen. In jedem Fall sind Sie gut beraten, das Thema mit Geduld und Zuneigung anzugehen. Das wird nicht nur Ihrem Hund helfen, sondern auch Ihnen.

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